SKULPTUR FÜR ALBAN BERG (1885-1935)

KUNSTUNIVERSITÄT GRAZ, PALAIS MERAN PARK, 1998/2018

Das Violinkonzert von Alban Berg – entstanden 1935, in seinem letzten Lebensjahr – bildet die musikalische Basis zur Formgebung dieser Skulptur. „Dem Andenken eines Engels“, der kurz zuvor verstorbenen Manon Gropius, ist dieses Werk gewidmet. Die Grund-Zwölftonreihe des Violinkonzerts ist Ausgangspunkt für die Edelstahlspirale; jeder Edelstahlstab entspricht einem dieser 12 Töne. Dur- und moll-Akkorde (zu Beginn die leeren Saiten der Violine), gefolgt von 4 Ganztönen, bilden das Tonmaterial. Diesen entsprechend verlaufen die Edelstahlstäbe nach oben, wobei Dur- und moll- Akkorde in jeweils unterschiedliche Richtungen gedreht sind, als Krebs und Umkehrung an den Schnittstellen zusammengeführt werden und sich gegenseitig stützen. Die gesamte Spirale steht auf einem einzigen Punkt. Die Glasflächen geben eine klare äußere Form, die innere Dramatik zart verhüllend und gleichzeitig ihre Komplexität steigernd. Die Spirale erhebt sich über die Glassäule hinaus, ganz im Sinne des verarbeiteten Chorals: „Es ist genug! Herr, wenn es dir gefällt, so spanne mich doch aus! …“ Quadrat und Kreis bilden die Grundformen der Skulptur; die Zahl 23 ist in allen ihren Maßen enthalten. Alban Berg betrachtete sie als seine Schicksalszahl. „Die Bergische Spannung zwischen den Polen des Chaotischen und des durchsichtig Gegliederten erschwert es ungemein, das eine zu treffen, ohne das andere zu verraten.“3 Ich denke, dass dies in der Formgebung der Skulptur gelungen ist.

Theodor W. Adorno, Der getreue Korrepetitor. Lehrschriften zur musikalischen Praxis, Alban Berg: Violinkonzert, in: Gesammelte Schriften Bd 15, Frankfurt 1997, S. 339.

SKULPTUR FÜR ARNOLD SCHÖNBERG (1874-1951)

KUNSTUNIVERITÄT GRAZ, PALAIS MERAN PARK, 1999/2018

Die Skulptur für Arnold Schönberg bezieht sich im Wesentlichen auf die Oper Moses und Aron, Hauptwerk seiner zweiten Lebenshälfte, in welcher die von ihm entwickelte Zwölftontechnik reinsten Ausdruck findet. Jede Glassäule entspricht einem Ton einer chromatischen Tonleiter. Die Bewegtheit der Skulptur liegt ausschließlich innerhalb der klaren Form und entsteht aus der feinen Differenziertheit der einzelnen Töne/Glaskörper zueinander. Gemeinsam ergeben sie wiederum EINE Form. Es geht um keine äußeren Details und auch nicht um innere; es geht um den GANZEN Gedanken (die grundlegende Zwölftonreihe), der zur „Totalität eines Stückes“1 entfaltet wird. Die Skulptur zieht in keine Richtung, vermittelt durch ihre Materialität jedoch Offenheit und Durchlässigkeit. Sie ist die kleinste oder größte Einheit, das Material, die 12 Töne, aus welchen alles entstehen kann, in welchen aber auch schon alles enthalten ist.

„Die Gleichzeitigkeit von horizontaler und vertikaler Entfaltung der Struktur führt im Extremfall zum Ineinanderklappen beider Richtungen, womit der unhierarchisch‚richtungslose’ Raum endgültig Gestalt annimmt.“2

1 Matthias Hansen, Arnold Schönberg. Ein Konzept der Moderne, Kassel 1993, S. 49.
2 Matthias Hansen, Arnold Schönberg, S. 67.

SKULPTUR FÜR ANTON WEBERN (1883-1945)

KUNSTUNIVERSITÄT GRAZ, PALAIS MERAN PARK, 1999/2018

Basis für diese Skulptur ist die Symphonie op. 21 von Anton Webern. Die 12 Töne der Reihe sind in dieser Skulptur in zwei mal sechs Stäbe gegliedert, als wären die zweiten sechs der Krebsgang der ersten sechs. Die Spiegelungen treten zwei Mal in der Vertikalen und ein Mal in der Horizontalen auf. Das eigentliche Zentrum ist eine vertikal verlaufende Linie in der Luft, um welche herum sich die Skulptur spiegelt. Von der Längsseite aus betrachtet sieht man 12 „gerade“ Stäbe; von der Breitseite aus betrachtet eine amorphe Form, ähnlich einer sich öffnenden Knospe; von jeder anderen Position aus erinnern die Stäbe an wogendes Gras, Weberns Liebe zur Natur reflektierend. „Die Symphonie op. 21 ist eines der schlüssigsten Beispiele für Weberns Bestreben, das jeweilige Werk durch eine Vielfalt von Bezügen nach innen und außen zu verklammern. Drei Gestaltungsprinzipien bestimmen den Bau der zweisätzigen Komposition im Gesamten wie im Detail: die zwölftönige Reihentechnik, die kanonische Imitation sowie die beiden musikalischen Spiegelformen Umkehrung und Krebsgang. Innerhalb dieser Dreiheit steht das Spiegeldenken an erster Stelle; es reguliert bereits die Aufstellung des zwölftönigen Grundmaterials, das für beide Sätze verbindlich bleibt, und zwar dergestalt, dass die zweite Hälfte der Reihe identisch ist mit dem Krebs der ersten.“4 „Alles ist wie ein Hauch und hat doch sein Notwendiges vermöge jener heimlichen Organisation.“5 Ich hoffe, dass auch die Gestaltung dieser Skulptur aus der Kompositionsanalyse heraus nachvollziehbar ist.

4 Josef Häusler, Symphonie op. 21, in: Opus Anton Webern, Berlin 1983, S. 143.
5 Theodor W. Adorno, Anton von Webern, in: Klangfiguren. Musikalische Schriften I, Gesammelte Schriften Bd 16, Frankfurt 1997, S. 114.

INFORMATIONEN ZU DEN SKULPTUREN

KATJA CRUZ, 2019

Ich habe im Jahr 1998 vom damaligen Rektor der KUG, Prof. Dr. Kolleritsch, den Auftrag für die Skulptur zum Violinkonzert von Alban Berg bekommen. Seine Idee war, diesem so wichtigen österreichischen Komponisten ein Denkmal zu setzen.

Dieses sollte jedoch keine herkömmliche Büste, sondern bildlicher Ausdruck der Musik und Kompositionsart sein. Die Skulptur wurde damals im Rahmen der Universitätswerdungs-Feier enthüllt. Meine Arbeit bekam ein so großes positives Echo, besonders von Seiten der Komponisten und der Bühnenbild-Abteilung, dass Otto Kolleritsch sich entschloss, mich auch mit den Skulpturen zur Musik von Arnold Schönberg und Anton Webern zu beauftragen.

Diese drei Komponisten der Zweiten Wiener Schule sind mit ihrer Kompositionsweise bahnbrechend und richtungsweisend für mindestens 100 Jahre Musikentwicklung und -geschichte geworden. Sie stehen für den Aufbruch in die Moderne. Es war Otto Kolleritschs Anliegen, nicht nur diese Komponisten zu ehren, sondern darüber hinaus darauf hinzuweisen, dass die Historie immer wieder neu durch den Blick der Moderne zu betrachten und zu beurteilen ist. Und dass das Wissen um die Tradition wichtig ist, aber nie den Blick nach vorne und auf das Neue verstellen darf, sondern eher untermauern soll.

Es war und ist mir eine Ehre, die Skulpturen für diese hervorragenden Komponisten unter diesem besonderen Augenmerk gestaltet zu haben. 

Mein Dank gilt auch Rektorin Dr. Freismuth, die die Restaurierung im Zuge der Neugestaltung des Palais Meran Parks 2018 ermöglicht hat.

Tätigkeiten im Bereich der Bildenden Kunst - Malerei, Skulptur, Performance, Lichtdesign

kurzübersicht

zu Ausstellungen, Auträge, Symposien:

1992 - 2016: Musikuniversität Graz, steirischer herbst, Wien Modern, Konzerthaus Wien, Nine Dragon

Heads(Südkorea), Galerie Eugen Lendl, Himmel über Wien, Osterklang etc.

Öffentliche Ankäufe:

Neue Galerie, Land Steiermark, Stadt Graz, Musikuniversität Graz, Wirtschaftskammer Graz, Stadtgemeinde

Feldbach, Stadtgemeinde Fehring, Land Steiermark / Kunst am Bau

 

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